Besuch aus Berlin in der Ambulanten Suchthilfe

Für Kinder und Jugendliche gibt es die Fachstelle update – die erste Station unseres Besuchs. Hier ließ sich Herr Streeck von den Einrichtungsleiterinnen Lisa Wittmeyer und Steffi Schlegel erklären, welche vielfältigen Präventionsangebote update bietet: Mit verschiedenen – teils selbst entwickelten – Methoden werden Fachkräfte geschult, aber auch Sozialräume direkt durch die Suchtberater*innen aufgesucht, z. B. im Programm "HaLt – Hart am Limit" oder mit dem Eventsprinter bei Veranstaltungen, bei denen Jugendliche mit Alkohol in Kontakt kommen.
„Wir sind Türöffner zu den jungen Leuten, weil sie uns als Fachleute wahrnehmen, zu denen sie mit ihren Fragen kommen können – die sie aber nicht verurteilen“, erklärt Steffi Schlegel.
Auch digitale Elternabende sind sehr gefragt. Dort werden insbesondere Fragen rund um Cannabis und den stark angestiegenen Konsum digitaler Medien besprochen. Das Einbeziehen der Bezugspersonen sei update besonders wichtig – Eltern müssten technikfähig und sprechfähig sein, um mit ihren Kindern z.B. über die Nutzung von Apps wie tiktok sprechen zu können. Bei update sind die Perspektiven von Suchthilfe und Jugendhilfe vereint – bei Bedarf können Eltern zudem mit den Flexiblen Erziehungshilfen vernetzt werden.
Aber: Es braucht eine sichere, gesetzlich festgelegte Finanzierung, um all dies leisten zu können – sowie gesetzgeberische Nachbesserungen beim Jugendschutz, insbesondere im Hinblick auf Cannabis, Alkohol und die Altersfreigabe bestimmter Medien.
Die zweite Station des Tages war die Diamorphinambulanz, die vor 23 Jahren als eines der ersten Modellprojekte in Bonn startete und sich seitdem bundesweit etabliert hat. Hier erhalten rund 60 opiatabhängige Menschen eine Substitution mit Diamorphin – medizinisch und psychologisch begleitet durch das Ärzteteam der Universitätsklinik Bonn. Die Kombination von medizinischer Behandlung und intensiver individueller psychosozialer Betreuung durch Caritas und Diakonie hat sich bewährt.
Mit Hendrik Streeck wurden auch Zukunftsperspektiven diskutiert – etwa die Zulassung von Diamorphin in Tablettenform – sowie das zunehmende Problem des Crack-Konsums in Deutschland, für das bislang zu wenige Lösungen existieren. Hier braucht es Forschung und neue Modellprojekte. Auch die Weiterbegleitung älterer Patient*innen über 60 Jahren sowie Fragen zur Unterbringung und Pflege suchtkranker Menschen im Alter wurden thematisiert.
Den Abschluss der Besuchsreise bildeten die Fachambulanz Sucht und die Tagesklinik im Wingert, die im selben Haus untergebracht sind. In den Sprechstunden und Gruppenangeboten der Fachambulanz werden derzeit vor allem substanzbasierte Abhängigkeiten, insbesondere Alkohol und THC, behandelt – zunehmend aber auch Medien- und Glücksspielsucht. Die Angebote richten sich sowohl an Betroffene als auch an Angehörige.
Zudem unterstützt die Fachambulanz bei der Antragstellung für stationäre oder ambulante Rehabilitationsmaßnahmen über die Rentenversicherung – sowie bei stabilisierten Personen beim Übergang in ambulant betreute Wohnangebote, die in Bonn aufgrund des Wohnraummangels jedoch äußerst knapp sind. Auch hier lautete die klare Botschaft: Suchtberatung und -hilfe müssen finanziell auf sichere Beine gestellt werden.
So viele wichtige Themen, viel zu wenig Zeit… Wir danken Herrn Prof. Dr. Streeck und seiner Kollegin aus dem BMG, Isabelle Hindenberg, sehr für Ihre Zeit und Ihr Interesse. Unsere Einladung steht: jederzeit gerne wiederkommen, Gespräche vertiefen und offene Fragen weiter gemeinsam diskutieren – die Fachleute in der Ambulanten Suchthilfe von Caritas und Diakonie sowie das Ärzteteam am Universitätsklinikum Bonn stehen gerne zur Verfügung.