Die Holzwerkstatt auf der Tischtennisplatte

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„In der Schul-Werkstatt bin ich wieder regelmäßig in die Schule gegangen. Ich habe mich wohl gefühlt. In der ersten Woche dachte ich, nächste Woche schwänze ich. Dann habe ich gemerkt, dass ich gar nicht schwänzen muss. Die Leute sind nett.“ So beschreibt Sara (Name geändert, d.Red.) ihre Zeit in der Schul-Werkstatt – einem Lernort, der Jugendlichen neuen Mut macht.
Seit 25 Jahren bietet die Einrichtung Haupt- und Förderschüler*innen im 9. oder 10. Schuljahr, die mit dem klassischen Schulbetrieb nicht mehr zurechtkommen, einen Lernort außerhalb der Regelschule. Die Jugendlichen erhalten individuelle Förderung, können in der Holzwerkstatt praktisch arbeiten, nehmen an werkpädagogischen Angeboten teil und werden intensiv sozialpädagogisch unterstützt. Ziele sind unter anderem der Aufbau einer verlässlichen Alltagsstruktur, neue Lernmotivation, das Erleben von Selbstwirksamkeit und die Stärkung von Ausdauer, Konzentration und Kommunikationsfähigkeit.
Praktisch lernen, Selbstvertrauen gewinnen
XX [CB1] Mattern ist Mitarbeiter der ersten Stunde und bis heute als Tischlermeister für die Werkpädagogik zuständig. Er erinnert sich an die Anfänge: „Das erste Jahr war ein Sprung ins kalte Wasser. Wir mussten erst einmal Werbung an den Schulen machen, um Jugendliche zu gewinnen. Und die, die kamen, waren sehr betreuungsintensiv.
Die Anfänge waren bescheiden: „Unsere erste Unterkunft bestand aus zwei Räumen im Sebastian-Dani-Alten- und Pflegeheim. Mit der Werkstattarbeit haben wir auf einer Tischtennisplatte begonnen.“ Doch schon nach kurzer Zeit zeigte sich, dass das Konzept funktioniert. Noch im ersten Jahr [CB2] zog die Schul-Werkstatt in eigene Räume in der Siemensstraße im Bonner Norden um – mit richtiger Schreinerwerkstatt, Unterrichtsraum, Pausenraum, Büro und Küche. 2007 folgte der nächste Schritt: ein größerer Standort in Bonn-Beuel.
Neue Perspektiven
Parallel dazu entwickelte sich auch das inhaltliche Angebot der Schul-Werkstatt weiter: Heute gehören Nachmittagsangebote, Gruppenprojekte zu aktuellen Themen, Ausflüge, Sport, gemeinsames Kochen und Präventionsprojekte zu Gewalt oder Sucht genauso dazu wie Praktika zur beruflichen Orientierung. „Ziel ist, die Jugendlichen zu aktivieren, zu motivieren und zu stabilisieren. So erarbeiten wir auch mit jedem und jeder individuelle Anschlussperspektiven“, erläutert Nadine Grotklags, die seit 20XX [CB3] die pädagogische Leitung innehat. Sie sieht in der Einrichtung eine große Chance für die Jugendlichen, sich im kleinen Rahmen besser zu entwickeln. „Die Mischung aus Unterricht, Werkarbeit und Freizeitpädagogik gibt Struktur und Abwechslung. Lernen mit den Händen ermöglicht Erfolgserlebnisse, die das klassische Schulsystem oft nicht bietet. Und die enge sozialpädagogische Begleitung eröffnet ganz andere Möglichkeiten.“
Förderung sichert Kontinuität
Ihren Erfolg und die hohe Akzeptanz bei den Teilnehmenden verdankt die Schul-Werkstatt vor allem zwei Dingen: einem engagierten Team und einer verlässlichen Förderung. Drei Pädagog*innen in Teilzeit, ein Tischlermeister, zwei Lehrer*innen, eine Verwaltungskraft und die pädagogische Leitung arbeiten Hand in Hand. Finanziert wird die Einrichtung seit ihrem vierten Jahr – heute vor allem durch Mittel aus dem Kinder- und Jugendförderplan des Landes NRW sowie der Stadt Bonn.
Die Arbeit mit den jungen Menschen ist anspruchsvoll – umso schöner sind die Erfolgserlebnisse. XX Mattern freut sich besonders, wenn ehemalige Teilnehmende in der Schul-Werkstatt vorbeischauen und von ihrem Weg erzählen. „Einer wurde Fernfahrer und sagte mir bei einem Besuch: ‚Bei euch hat alles angefangen‘.“