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Die Säule der Küche

Seit über 40 Jahren arbeitet Hein Lülsdorf in der Küche der Wohnungslosenhilfe. „Was der Hein sagt, wird gemacht“, sagt Volker Hermann, Küchenleiter der Caritas-Wohnungslosenhilfe. „Er ist die Säule der Küche. Wenn jemand aus dem Team etwas nicht weiß, fragt er Hein.“ Seit mehr als vier Jahrzehnten steht Hein Lülsdorf in der Küche der Wohnungslosenhilfe am Herd. Was ihm an formaler Ausbildung fehlt, gleicht der heute 63-jährige durch Erfahrung, handwerkliches Können und seine ruhige, umsichtige Art aus.
Hein Lülsdorf
Datum:
20. Nov. 2025
Von:
Verena Weiden

Viele Jahre war Hein Lülsdorf offiziell Küchenhilfe, auch wenn er in der Küche in den achtziger Jahren über mehrere Jahre praktisch alles koordinierte und organisierte.  Krankheit, Kündigungen und ein Todesfall: Immer wieder fehlte eine Leitung. Lülsdorf fühlte sich verantwortlich – und machte weiter. Gemeinsam mit dem 14-köpfigen Team sorgte er dafür, dass täglich 240 Mahlzeiten pünktlich auf dem Tisch standen. „Die Küche lag mir am Herzen, und der Caritas war ich dankbar“, erklärt Lülsdorf sein Engagement. Für ihn war und ist die Wohnungslosenhilfe mehr als ein Arbeitsort.  

Seine Lebensgeschichte ist eng mit der Caritas verbunden. Seine Familie zerbrach, als der Junge zehn Jahre alt war. Einige Zeit schlug er sich allein durch. Später fand er Arbeit als Küchenhilfe in einer Bonner Gaststätte – doch das Einkommen reichte weder für eine Wohnung noch für ein eigenes Zimmer. „Schon damals war es schwer, in Bonn etwas zu finden“, erinnert er sich. Über die Caritas bekam er zunächst ein Bett in einem Vierer-Zimmer, später ein eigenes. Als er heiratete, verließ Lülsdorf die Caritas und zog mit seiner Frau in eine eigene Wohnung. Doch nur wenige Jahre später starb seine Frau an Krebs und Lülsdorf kehrte in seine „alte Heimat“ zurück.

Seiner Arbeit ist Lülsdorf immer treu geblieben. Als vor 36 Jahren Volker Hermann die Küchenleitung übernahm, entwickelte sich zwischen den beiden Männern schnell ein Vertrauensverhältnis. „Ich kam frisch aus der Ausbildung im Rheinhotel Dreesen und hatte keine Ahnung, wie man in einer Großküche 300 Mittagessen auf einmal zubereitet“, erinnert sich Hermann. „Das hat mir Hein beigebracht.“

Heute ist Lülsdorf offiziell Hermanns Stellvertreter – und weit über die Küche hinaus eine Respektsperson. „Im Prälat-Schleich-Haus und in der City-Station hören alle auf ihn“, sagt Gerhard Roden, der die Wohnungslosenhilfe der Bonner Caritas leitet. Gut, dass Hein Lülsdorf inzwischen in einer Wohnung auf dem Gelände des Prälat-Schleich-Hauses wohnt. Denn auf seine Erfahrung und Verlässlichkeit möchte dort niemand verzichten.